– Denkmal für prekarisierte Arbeit
Also was ich auch echt lustig finde an der Treppe, äh die führt eigentlich nirgendwo hin. Quasi Verlängerung von der Balduinstraße da runter – da unten is aber nix. Noch nicht mal ein Fußgängerweg über die Straße.
Das hat ja mal ´n Zweck gehabt das Ding. Damals für die Schauerleute als Verbindung zwischen Wohnort und Hafen. Die Treppe ist ein Denkmal dafür, wie der Hafen als Arbeitsort mal organisiert gewesen ist.
Und somit ist es auch ein Denkmal für eine verpasste Chance. Also Containerisierung und Automatisierung ist eigentlich super, weil sie gesellschaftlich notwendige Arbeit automatisiert und im Prinzip Leute in die Lage versetzen würde, nur noch eine Stunden am Tag zu arbeiten. Das passiert aber nicht. Und insofern denke ich, ist es ein Denkmal für eine verpasste Chance. Man hätte sich mit der Ankunft der Container, die die Balduintreppe zumindest als Treppe ja obsolet gemacht hat, hätte man sich auch eine andere Zukunft vorstellen können. Die ist aber nicht eingetreten.
Also eigentlich ist die Treppe ja ein Denkmal für prekarisierte Arbeit. Weißt Du, diese Schauerleute damals, die am Hafen das Stückgut verladen haben, die sind ja Tagelöhner gewesen. Die haben morgens irgendwie ihr Radio gehört und dann wurde gesagt: bei Schuppen 35 werden 15 Leute gebraucht oder so. Und dann machst Du dich auf den Weg in der Hoffnung, dass der blöde Vorabreiter dich aus dem Pulk raus zieht. Kannst Du bei Hubert Fichte alles nachlesen… Und dann läuft man die Balduintreppe runter in der Hoffnung, dass man an dem Tag was zu arbeiten hat. Und jetzt steht man an der Balduintreppe und hofft, dass man irgendwie 20 Euro macht.
– Monument for precarious work
So, what I find really funny about the stairs, uh, they don’t actually lead anywhere. Basically, they’re just an extension of the Balduinstraße – but there’s nothing down there. Not even a pedestrian crossing across the road.
That thing once had a purpose. Back then, it was a connection for the dock workers – between their place of residence and the port. The stairway is a monument to how the harbour was once organized as a place of work.
And so, as such, it’s also a memorial to a missed opportunity. So, containerisation and automation are actually great because they automate socially necessary work and, in principle, could enable people to work only one hour a day. But that doesn’t happen. And so, I think it’s a monument to a missed opportunity. With the arrival of the containers, which somehow made the Balduin steps obsolete, one could have imagined a different future. But that did not happen.
So, actually the stairs are a memorial to precarious work. You know, back then, the dock workers who loaded the general cargo at the port, they were day labourers. They’d listen to their radios in the morning and then they’d hear: Shed 35 needs 15 people or something. And then you’d set off in the hope that the stupid foreman will pull you out of the crowd. It’s all in Hubert Fichte’s books… And then you walk down the Balduin steps, hoping that you’ll get some work that day. And now you stand on the Balduin steps and hope that you can somehow make 20 euros.